Weihnachtsgrüße von Uschi Glas und Dieter Hermann

Lieber Marc, Simon und Uli,

wir wünschen Ihnen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest sowie alles Gute, Gesundheit, Glück und Erfolg in 2017.
Wenn wir auf das nun zu Ende gehende Jahr blicken, dann stehen die Begriffe Integration und Wertvermittlung im Vordergrund. Sie sind zu Modewörtern geworden. Es ist aber ganz wichtig, dass sie nicht nur im Munde geführt, sondern auch mit Leben gefüllt werden. Denn die vielen Menschen, die zu uns gekommen und zum Teil auch richtig gut ausgebildet sind, müssen wir integrieren. Das gilt vor allen für deren Kinder. Das heißt auch, dass wir ihnen vorleben sollten, welche Werte in Deutschland und Europa wichtig sind. Und natürlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sie die deutsche Sprache lernen.

Denn wir müssen verhindern, dass eine neue Generation „verlorener Bürger und deren Kinder“ heranwächst. So nennen wir die relativ große Gruppe von Migranten, die teilweise schon vor 40 Jahren oder früher nach Deutschland kam, unsere Sprache aber immer noch höchstens rudimentär beherrscht. Leider setzt sich das Phänomen bei den Nachkommen fort. Viele sind hier geboren, haben oft sogar den deutschen Pass, beherrschen aber die Deutsche Sprache immer noch nicht.

Dadurch sind regelrechte Ghettos entstanden, wenn wir an Berlin, Hamburg, Duisburg, aber auch München denken. Unsere Toleranz, dort könne jeder leben wie er möge, hat zum Gegenteil der eigentlichen Absicht geführt. Und wenn wir ehrlich sind, spielte auch Ignoranz bei dieser vorgeblichen Toleranz eine Rolle. So mussten wir uns nicht um diese Menschen kümmern. Dieses „Chacun a son goût“ war ein Fehler, wie heute jeder sehen kann, der sich einmal diese Parallelgesellschaften angeschaut hat.

Seit 2014 sind rund 1,7 Millionen Migranten zu uns gekommen. Nicht alle sind Kriegsflüchtlinge. Aber gerade mit den Kindern, die aus Ländern wie Syrien stammen, machen wir bei brotZeit wundervolle Erfahrungen. Sie sind wissbegierig, und sie ziehen sogar die Kinder der „verlorenen Bürger“ in ihrem Ehrgeiz mit sich. Sie sind eine große Bereicherung.
All diese Menschen bringen auch ihre Religion mit. Und sie sind oft deutlich gläubiger als wir. Der Islam gehört dadurch zu Deutschland. Wir sagen Ja zur Religionsfreiheit. Aber das Grundgesetz steht über allem und dem haben sich die verschiedenen Religionen unter zu ordnen. Die Scharia hat in unserer Gesellschaft keinen Platz.

Gerade aber aus unseren christlichen Wurzeln heraus, sind wir verpflichtet, uns um die Kriegsflüchtlinge zu kümmern. Bei unserem Verein stehen dabei naturgemäß die Kinder im Mittelpunkt. An den brotZeit-Schulen zeigen sie sich durchweg dankbar, höflich, ambitioniert und lernen in kurzer Zeit Deutsch. Ihr Einfluss auf die „klassischen“ brotZeit Kinder ist sehr positiv, vor allem auch weil sie aus intakten Elternhäusern kommen, wo sich die Familien sehr um ihre Kinder kümmern.

Daher widerspricht die Hetze der Populisten nicht nur unseren Wertvorstellungen, sondern auch noch der Wahrheit. Mit seinen Lügen hat Nigel Farage es geschafft, dass Großbritannien aus der EU ausgetreten ist. In Italien hat Beppe Grillo die Zustimmung zu der absolut notwendigen Verfassungsänderung auf die gleiche Weise verhindert. Und Donald Trump hat mit seinen Lügen und seiner Hetze sogar das Weiße Haus erobert. Ähnlich arbeiten Marine Le Pen und hierzulande die unsägliche Pegida und die AfD. Sie benutzen Worte als Waffen und können unsere Demokratien zerstören.

Ja, wir leben leider in einer postfaktischen Gesellschaft. Fakten sind unerheblich geworden. Es zählt nur noch, wie man die Mehrheit einer Gesellschaft hinter sich bekommt – und dieses Ansinnen beruht bei den Populisten fast immer auf Lügen.
Mit unserem Verein arbeiten wir mühsam und hartnäckig dagegen an. Wir sind an der Basis und gewinnen einen tiefen Einblick, was tatsächlich in Deutschland los ist – gerade in den sozialen Brennpunkten. Denn wir engagieren uns ausschließlich dort.

Inzwischen betreuen wir 8.500 Kinder täglich an 185 Schulen. 1.110 Senioren betreuen diese Kinder. Und das Verb ist fast eine Untertreibung. Denn sie bereiten ihnen nicht nur das Frühstück, sie interessieren sich für sie, hören ihnen zu und sie leben ihnen unsere Werte vor. Die brotZeit-Senioren sind Integrationshelfer – sie werden von den Kindern hoch geachtet und gemocht.

Und daher kommen wir noch einmal auf die oben erwähnten Modewörter Integration und Wertevermittlung zurück. Ja, wir füllen sie mit Leben. Und daher ist es unser Ziel, möglichst viele Kinder zu erreichen. Denn dort – im Grundschulalter – muss das alles beginnen. Als Jugendliche erreichen wir sie nicht mehr. Dann ist es oft zu spät.
Wir haben die Lage in Deutschland analysiert: Es gibt 18.900 Grund- und Förderschulen. Davon erfüllen zehn Prozent die für brotZeit notwendigen Kriterien mit unterversorgten und benachteiligten Kindern; also 1.890. Da wir jetzt bereits 185 Schulen unterstützen, verfügen wir über einen „Marktanteil“ von gut zehn Prozent.
Im nun zu Ende gehenden Jahr haben wir eine große Schulleiter-Umfrage durchgeführt. Die Ergebnisse ermutigen uns und ergänzen die Resultate der Evaluationen, die den raschen Schulerfolg der brotZeit-Kinder herausfanden. Den allergrößten Einfluss – und damit sind wir wieder bei den Modewörtern – bescheinigen die Schulleiter der Arbeit unseres Vereins bei der Integration. 117 von 119 sehen einen positiven bis sehr großen positiven Effekt bei der Wertevermittlung.

Auch bei der Einschätzung der Wirkung unserer „Zeit“-Projekte auf die Kinder liegt die integrative Auswirkung vorn. 30,2 Prozent erkennen einen positiven, 38,4 einen großen positiven und 19,8 Prozent sogar einen sehr großen positiven Effekt. Insgesamt 88,4 Prozent beurteilen unsere Integrationsarbeit jenseits des Frühstücks als wirkungsvoll. Das macht uns froh und gibt uns Hoffnung für die großen Herausforderungen, die noch vor uns liegen.
Wir gehen das kommende Jahr mit großem Optimismus an.

Herzliche Grüße
Ihre Uschi Glas und Ihr Dieter Hermann

Empfehlen
Share
Getagged in
Antwort hinterlassen

Sie müssenangemeldet sein Kommentar zu hinterlassen.